Planung einer
wissen­schaftlichen Arbeit

Eine Haus­arbeit schreibt sich leider nicht von allein und einiges muss schon vor dem Schreiben be­dacht werden: Du brauchst gutes Zeit­manage­ment, du musst dir über­legen was dein Forschungs­gegenstand sein soll und – ganz zentral- du musst eine Frage­stellung entwickeln. Wie das alles geht, erfährst du hier.

Ein Dozent sagte mal: “Eine Haus­arbeit dauert immer so lange, wie man Zeit dafür hat.” Aber eine Woche vor Ab­gabe an­zufangen, provoziert nicht nur schlechte Noten, sondern ist auf Dauer auch nicht gut für’s Herz!

Zeit­management wird dich nicht nur während des Studiums be­gleiten, auch später im Berufs­leben musst du Dead­lines im Auge be­halten und dich selbst organisieren. Warum also nicht bei der Planung deiner Haus­arbeit bereits eine strukturierte Arbeits­weise einüben?

Einen allgemein gültigen Plan vor­zugeben ist allerdings sehr schwierig, da jeder bzw. jede Studierende anders arbeitet: Einen Stapel Bücher lesen in wenigen Tagen? Für einige kein Ding, aber die End­korrektur dauert dagegen ewig.
Andere brauchen sehr lange für die Recherche, aber wenn diese beendet ist wird der erste Ent­wurf in einigen Tagen ge­schrieben. Du musst also den Zeit­plan deinen eigenen Stärken und Schwächen an­passen.

Eine Orientierung bietet dir immer der vor­gegebene Workload: Bei einem 6KP Seminar also 180 Stunden (30 pro KP). Davon werden An­wesenheit im Seminar und eventuell andere Leistung­en (Portfolio, Referat etc.) ab­gezogen. Der Rest ergibt dann die Stunden, die du für eine Haus­arbeit auf­wenden solltest (in vielen Fällen 3KP, also 90 Stunden).

Wenn du bei der ersten Arbeit nach diesem Prinzip vorgehst, bist du absolut auf der sicheren Seite. Danach kannst du schauen, ob du schneller oder langsamer arbeitest und so immer wieder deinen Zeit­plan an­passen.

Unten siehst du einen Beispiel­zeitplan für eine Bachelor­arbeit.
In der Regel hast du für diese 12 Wochen Zeit. Natürlich kann dieser Plan auch für kürzere Arbeiten an­gepasst werden, denn die Ab­folge der Schritte ändert sich nicht, nur deren Umfang.

Zeit­planung

Am Beispiel einer Bachelor­arbeit

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1. Woche

Vorbereitung

In der ersten Woche erstellst du eine vor­läufige Gliederung deiner Arbeit. Du schreibst ebenfalls ein Expose: eine kurze Be­schreibung des Themas, deines methodischen An­satzes und deiner Ziele. Dann geht es in die erste Sprech­stunde mit deinem Betreuer oder deiner Be­treuerin. Den Termin machst du natürlich schon vorher aus. Die Material­suche kann auch schon beginnen.
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2. - 7. Woche

Material suchen und auswerten

Ab in die Bibliothek, ins Archiv oder ins Museum. Die Material­suche und Aus­wertung des Materials dauert immer sehr lange und sollte mindestens die Hälfte der Bearbeitungs­zeit einnehmen. Wenn du z : B. Interviews durch­führen möchtest, musst du diese auch trans­kribieren. Texte musst du lesen und exzerpieren. Das dauert und braucht Kon­zentration.
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7. - 9. Woche

Inhaltliche Überarbeitung

Jetzt muss alles zusammen­kommen: Innerhalb von drei Wochen schreibst du einen Entwurf deiner Arbeit. Deine Exzerpte und Material­auswertung sind hier die Grund­lage und natürlich Notizen und kurze Passagen, die du vielleicht schon ge­schrieben hast. Gut Ding braucht Weile, daher kann diese Phase oft länger als 3 Wochen dauern. Sei also lieber vor­sichtig.
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8. Woche

Rücksprache

Ganz wichtig: Mach nochmal einen Termin mit deinem Be­treuer oder deiner Be­treuerin aus in der Schreib­phase. Du kannst dann Feed­back direkt ein­fließen lassen.
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10. - 11. Woche

Stilistische Überarbeitung

Folgendes Szenario möchtest du immer ver­meiden: Inhaltlich ist deine Arbeit stark, aber Recht­schreibfehler und seltsame Formulierung­en trüben den guten Ein­druck. Deshalb: Nimm dir nochmal zwei Wochen Zeit und über­arbeite deinen Text. Frage auch deine Freunde den Text gegen­zulesen.
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12. Woche

Formatierung und Drucken

Endspurt! Es fehlt noch die Formatierung nach den Vor­gaben des Instituts und der Weg zur Druckerei. Lass dir auch hier Zeit, denn Formatierungs­fehler ge­schehen oft unter Zeit­druck.
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Nach der Arbeit

Abgabe

Geschafft! Du hast alles ge­geben und deine Arbeit ist richtig gut ge­worden. Da du deinem Zeit­plan ge­folgt bist, war die Sache gar nicht so stressig. Ent­spannen und feiern ist angesagt.

Lernaufgaben

Ordnen: Chaos auf der To-Do-Liste

Planung einer wissenschaftlichen Arbeit

Für deine Unter­lagen: Erstelle deinen individuell­en Zeit­plan

Nach dem Aus­füllen kannst du deine Planung einfach herunter­laden und damit weiter­arbeiten!

Der Forschungs­gegenstand

Vielfältige Möglichkeiten

Was ist dein Forschungs­gegenstand oder dein Forschungs­schwerpunkt?
Je nach Thema deiner Arbeit und individueller Aus­richtung deines Studiums, kommen unter­schiedliche Forschungs­schwerpunkte infrage. Wichtig ist hier, dass es nicht bei einem Besuch in der Bibliothek und Text­arbeit bleiben muss.

Dein Forschungs­gegenstand muss dich interessieren, nur so kannst du die Motivation auf­bauen eine gute Arbeit zu schreiben. Lass dich von den folgenden Möglich­keiten inspirieren und denke auch in andere Richtungen.

Archivarbeit/Sammlungen

Im Landesarchiv finden sich handschriftliche Originale aus vergangenen Jahrhunderten. In der Institutssammlung alltagsgeschichtliche Objekte und deren Geschichten.

Auswertungen, z. B. Objektanalysen

Woher kommt ein Objekt? Wie wurde oder wird es genutzt? Wer hat es genutzt? Wo und wie wurde es hergestellt? Es gibt viele Fragen, die man an Objekte stellen kann.

Feldforschung oder teilnehmende Beobachtung

Besucherbefragungen im Museum, Kleiderschrankanalysen oder eine Subkultur erforschen. Generiere dir deine eigenen Quellen.

Video: Herkunft verpflichtet!

Die Geschichte hinter den Werken

Gestalterische Verfahren

Performance Art kann dir beispielsweise neue Perspektiven und methodische Herangehensweisen an ein Thema offenbaren.

Diskursanalyse, z. B. Untersuchung zur medialen Repräsentation

Einen Trump-Tweet durchleuchten, die Repräsentation von Minderheiten in den Abendnachrichten herausarbeiten oder Gender in Videospielen erkunden: es geht um Wirklichkeitskonstruktion.

Methoden handelnden Lernens

Projektarbeit und außerschulische Lernorte sind Trumpf bei handlungsorientiertem Unterricht. Welche Auswirkungen auf den Lernerfolg hat dieser Ansatz?

Naturwissenschaftliche Verfahren

Im institutseigenen Labor führen Lehrende Färbexperimente mit natürlichen Pigmenten durch.

Deine eigenen Ideen

Diese Beispiele sind nur eine Auswahl. Gehe mit offenen Augen durch die Welt und finde deinen Forschungsgegenstand.

Die Fragestellung

Das Herzstück jeder Arbeit

Was tut man nun, wenn man sich für einen Bereich entschieden hat?
Nun sollte man sich fragen, was möchte ich in diesem Bereich er­forschen?

Für kleinere und größere Haus­arbeiten ist der beste Tipp auf der Suche nach einem Thema immer: Ein Forschungs­gegenstand sollte un­bedingt etwas sein, auf das du Lust hast.

Meistens hast du nur eine vage Idee in welche Richtung es gehen soll, z. B. “Re­präsentations­kritik der Dar­stellung von Gender im Museum”.
Jetzt muss aber Klarheit ge­schaffen werden: was willst du in deiner Haus­arbeit konkret er­forschen? Das ist das Herz­stück einer jeden Arbeit: die Frage­stellung. Aus deiner ersten Idee ent­wickelst du diese schritt­weise. Wir helfen dir auf diesem Weg.

Brainstorming

Zu Beginn einer Themen­findung kann ein lockeres Brain­storming stehen, das aus Ge­sprächen mit Freunden und anderen Studierenden, der Diskussion von Seminar­inhalten oder auch Lektüre im stillen Kämmerlein bestehen kann.
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Material prüfen

In einem zweiten Schritt sollte ge­klärt werden, ob bereits genügend Material für ein Thema vor­handen ist. Es hilft nichts, wenn du gerne die Besonder­heiten der Oldenburger Hosen­mode unter­suchen willst, aber weder Literatur noch Quellen dazu vor­liegen. Zumindest für eine Seminar­arbeit brauchst du be­stehende Vor­arbeiten. Für eine Doktor­arbeit sieht das schon wieder anders aus, aber diese wird über Jahre an­gefertigt und nicht in wenigen Wochen. Außerdem muss geklärt sein, ob eine Haus­arbeit mit ihrer jeweiligen Länge das ge­wünschte Thema ab­decken kann.
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Eingrenzen

Im nächsten Schritt sollte das aus­gewählte Thema dann präziser werden. Gängige Ein­grenzungen sind Zeit­räume, kulturelle Kontexte, Personen, Institutionen oder Personen­gruppen, auch eine spezielle Quelle kann hier die Leitung über­nehmen. Wichtig ist dabei immer „Ecken und Kanten“ an einem Thema zu finden. Was irritiert mich und warum? Was scheint un­erforscht? Was ist vielleicht auch nur in veralteter Forschung vor­handen und verlangt nach einer Neu­auflage oder frischen Perspektive?
Dozenten helfen an dieser Stelle in Sprech­stunden gerne weiter. Sie wissen welche Themen aktuell diskutiert werden und für eine Haus­arbeit ge­eignet sind. Sie geben auch gerne Tipps zu ge­eigneten Quellen.

Frage formulieren

Wenn dieser Schritt auch erledigt wurde, ist es auch schon fast ge­schafft. Nun muss das Aus­gedachte irgendwie in eine Frage­stellung, also einen Satz, um­formuliert werden. Dabei ist es wichtig deutlich zu machen, warum dein Thema spannend ist: welches Problem wird be­handelt, was ist die (gesell­schaftliche) Relevanz dieses Themas und was trägt deine Arbeit zur Lösung bei? Das klingt natürlich sehr hoch­gegriffen, natürlich ist klar, dass eine kleine Haus­arbeit (meistens) nicht die Forschungs­welt in den Grund­festen erschüttern kann. Trotzdem kann Sie neue Impulse geben und Perspektiven er­öffnen.
Eine fertige Frage­stellung vor Beginn des Arbeits­prozesses immer mit dem Dozenten ab­sprechen. Ist diese ab­gesegnet, kann so viel nicht mehr schief­gehen!
Dieses Tool geht nun Schritt für Schritt alle wichtigen Fragen (die auf Boeglin 2012 basieren) zur Ein­grenzung eines Themas mit dir durch, um dir bei der Formulierung deiner Frage­stellung zu helfen:

Für deine Unterlagen: Ein Fragestellung entwickeln